Auf der Holtenauer Straße Höhe metro Kino vermarktet Andrea Schobries seit Herbst letzten Jahres Kunst aus dem Norden. Alle sieben Wochen wechseln die Ausstellungen in ihrem GalerieCafé160. Dazwischen bleibt Zeit für Begegnungen mit Künstlerinnen und Künstlern, sei es zu Workshops, Lesungen oder kleinen Konzerten. Eine gute Zeit haben mit ihren Besuchern und Anlaufstelle sein für Kunstfreude aller Art, das will die agile Geschäftsfrau.
Erstellt Mitte August im Auftrag der Redaktion „woman in the city“, Verlag magz medien, Laboe. Abgedruckt in der Winterausgabe 2018.
Total mini, nicht größer als eine Briefmarke zu 45 Cent, erscheinen die Werke auf dem Bildschirm ihres Notebooks. So scrollen wir uns durch das Werk von Kay Prinz. Andrea Schobries besuchte den Künstler in Felde. In seinem Atelier am Westensee sah sie die Originale, befragte ihn zu seiner Maltechnik und hielt ihre Eindrücke im Foto fest. Der Maler wird als nächster bei ihr in der Holtenauer Straße ausstellen, zusammen mit einem Freund aus Klein Wittensee, dem Holzbildhauer Hans-Joachim Jungjohann. Zurück im GalerieCafé160 überlegt sie, wie viele und welche der Arbeiten passen könnten in ihren Räumen. „Hier – davon möchte ich einiges zeigen: …“, Andrea Schobries deutet auf seine Aquarelle. „Sie basieren auf Gedichten von Joachim Ringelnatz. Kay Prinz ließ sich von ihm und Christian Morgenstern inspirieren. Dazu kommen noch Acrylarbeiten. Allerdings andere als die, die wir bei „Vier mehr Kunst“ präsentiert haben“. Damit meint sie die Gruppenausstellung letztes Jahr zu Weihnachten: „Die lief richtig gut 2017. Das bleibt. Neben dieser Sonderschau wird es auch 2019 wieder rund sechs Einzelausstellungen geben“.
Die Galerie − Kunst anbieten zu moderaten Preisen
Die letzte Vernissage liegt just hinter ihr. Noch hängen Otto Beckmanns Radierungen an den Wänden. Rote Punkte zeigen an, welche verkauft sind. Einige gingen spontan bereits am Abend der Ausstellungseröffnung weg. Mit um und bei 300 Euro fallen die Blattpreise moderat aus. „Die teuerste Arbeit, die ich bisher gezeigt habe, vertraut uns Andrea Schobries an, „kam von Bente Wolke. Sie zeigt auf eine Radierung mit dem Titel Pottwal. „Die in Schleswig-Holstein aufgewachsene Künstlerin hat sie am Computer um mehrere filigrane Schichten zu einer fantastischen Bilderzählung verdichtet. Auf meiner Webseite ist das Bild noch zu sehen.“
Alle der seit Oktober im GalerieCafé160 ausgestellten Arbeiten finden sich im Netz wieder. Das ist der Geschäftsinhaberin wichtig: „Manche Kunstwerke fanden darüber tatsächlich im Nachverkauf ihren Besitzer. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man den Menschen Zeit lassen muss zu überlegen, ob sie mit einer Arbeit leben wollen. Zu „Jan Hering“ von Giotto Bente erhalte ich immer noch Anfragen. Allerdings war dessen Auflage auf drei Skulpturen aus Betonguss limitiert. Ich hätte mehr davon verkaufen können“.
Das Café – Kulturort für Liebhaber des Schönen, Guten und Wahren
Beginn letzten Jahres unterzeichnete sie den Mietvertrag. Danach begann der Umbau. Andrea Schobries ließ Wände versetzen, Galerieleisten und professionelle Spots installieren. Parallel dazu pendelte sie zwischen Ordnungs- und Bauamt, absolvierte verpflichtende Belehrungsgespräche, eine Unterrichtung durch die IHK und die Berufsgenossenschaft sowie die Brandschutzprüfung.
Für sie ist es ein beruflicher Neustart. Weder im Gastgewerbe noch im Galeriegeschäft ist die Pädagogin zu Haus. Sie hat Chemie, Mathe und Religion studiert. Aber sie kann sich blind auf ihr Gründungstalent verlassen. Damit sorgte sie beim musiculum für Schlagzeilen, einem außerschulischen Lernort für Kinder. Als dessen Mitbegründerin und Projektleiterin bot sie ab 2009 mit rasch wachsendem Erfolg musikpädagogische Projekte an. Da waren ihre eigenen Söhne noch klein. Nun, da beide erwachsen sind, „blicke ich nach vorn. Passend zu meiner nächsten Lebensphase wollte ich etwas erschaffen, woran ich selbst Freude habe.“ Sie genieße die Begegnungen mit den Künstlerinnen und Künstlern, bekennt sie, und den Moment, wenn ein Gast herein komme, mit der Bitte, sich umschauen zu dürfen: „Zwanzig Sitzplätze habe ich. Zu jeder Ausstellung wird umgebaut. Dadurch ergeben sich neue Situationen und immer auch die Möglichkeit, solo zu kommen, ein Stück handgemachten Kuchen plus Getränk zu ordern, um nebenher in Kunstbänden und Katalogen zu blättern.“
Das Quartier rund um den Blücherplatz und entlang der Holtenauer sei stark im Kommen, ist sich Andrea Schobries sicher. „Die soziale Durchmischung stimmt“, sagt sie und führt aus: „Hier wohnen Studenten und Senioren nebeneinander, Familien ebenso wie Singles. Es gibt Wohlhabende und Leute, die kaum Geld zum Ausgeben haben. Mittendrin gehen Menschen ihrer Arbeit nach. In Agenturen, Manufakturen, bei Dienstleistern, in Fachgeschäften und Gaststättenbetrieben. Ein Großteil davon ist inhabergeführt. In diesem Mikrokosmos herrscht eine nahezu familiäre Atmosphäre.“ Deshalb wollte sie hierher mit ihrem Geschäft. Zurück an den Ort, an dem sie als sie Studentin der Pädagogischen Hochschule gewohnt hat.