Wertvolle Bücher, Gemälde und Handschriftliches kommen in Kiel zur Auktion
Am 21. November kann die Herbstauktion des Kieler Antiquariats Schramm trotz des erneuten Teil-Lockdowns wie geplant stattfinden. Sie wird wie immer live per Video übertragen. Gebote dürfen vorab schriftlich per Post, Mail oder Fax sowie bei laufender Auktion telefonisch abgegeben werden. Allein die Anzahl der Saalbieter ist dieses Mal beschränkt. Sie müssen ihren Besuch in den Auktionsräumen vorab anmelden. Um allen Interessenten die Chance zu einer Vorbesichtigung zu geben, öffnete Daniel Schramm sein Auktionshaus schon Wochen vor dem Auktionstermin. Die rege Nachfrage dabei lässt bereits erkennen, wo Bietergefechte zu erwarten sind.
Ganz vorn in der Publikumsgunst liegen Gemälde dänischer und norddeutscher Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts. Diese Abteilung umfasst rund 100 Werke, darunter vier Werke der neben Hans Olde fraglos größten Autorität unter den damaligen Malern Schleswig-Holsteins: Hans Peter Feddersen. Seine in Freilichtmanier gehaltene „Schleuse bei Borgsiel“ oder sogar Heinrich Bluncks „Fischerhäuser“ von 1925 hätten es auf den Titel des knapp zweihundertseitigen Auktionskataloges geschafft, wären nicht mehrere Arbeiten prominenter Dänen eingeliefert worden. Dazu zählen Anton Melbyes „Strandlandschaft mit Steilküste“ und Peder Mork Mönstedts schön gerahmter „Blick nach Aalborg“ von 1885. Letzterer machte das Rennen um den Vorderdeckel. Mit einem Schätzwert von 8.000 Euro ist diese Landschaft in Öl eines der aktuell kostbarsten Stücke in der Rubrik Kunst, einzig getoppt von einem Aquarell des Schriftstellers Herman Hesse – eine vollgültige Rarität, deren Wert doppelt so hoch taxiert wird.
Eröffnen wird Daniel Schramm seine Auktion mit der Versteigerung von Büchern. Zum Aufruf kommt unter anderem der dritte und letzte Teil einer kostbaren Privatsammlung. Dessen früherer Besitzer besaß ein Faible für Literatur des 16. bis 19. Jahrhunderts. Alles was lieb und teuer ist, versammelte sich auf seinen Bücherregalen. Allein von Daniel Defoes „Robinson Crusoe“ kommen acht verschiedene illustrierte Ausgaben zum Aufruf, darunter die Erstausgabe in französischer Sprache. Im Katalog steht sie für 800 Euro. Das könnte mehr werden, vermutet Schramm.
Fraglos hat auch das Konvolut zahlreicher Briefe und Postkarten von und an Max Brod seinen Wert für Anleger. Zu erwarten wäre aber auch ein Gebot von Seiten der Wissenschaft für die mehr als 60 Lose. Sie geben einiges preis über den Schriftsteller, der sich als Herausgeber, Bearbeiter und Interpret des Werkes von Franz Kafka verdient gemacht hat. Auf einer Postkarte aus dem Jahr 1914 stoßen wir gar auf Hate Speech. Kollege Karl Kraus soll Brod als „miserablen Skribifax“ bezeichnet haben. Durch ihn erkennen wir: „Das Leben geht weiter. Als es erlaubt ist“.
Auktion 88 – 21. November 2020 von 9:30 Uhr bis ca. 17 Uhr im Auktionshaus Schramm, Feldstrasse 88, 24105 Kiel